Das Kollektiv für audiovisuelle Werke GmbH
presents
in Co-Production with
Schweizer Radio und Fernsehen / Urs Augstburger
SRG SSR / Sven Wälti
in Co-Production with
Marianne Jeger
Roman Von Sury
Ruth Waldburger, VEGA Film AG
Executive Producer Philip Delaquis
Associate Producers Stefan Zuber, Min Li Marti
Digital Strategist Christopher Sauter
Cinematography Helena Vagnières
Additional Camera Matthias Günter, Tim Metzger
Sound Recordist Saul Rouda
Chief Editor Barbara Weber
Editor Andreas Winterstein
Music & Sounddesign Balz Bachmann, Peter Bräker
Featuring Irvin D. Yalom
Psychotherapist * Writer * Professor Emeritus of Psychiatry
With:
Marylin Yalom
Susan K. Hoerger
Larry Hatlett
Eve Yalom
Lily Carsten Yalom
Alana Carsten Yalom
Ben Yalom
Reid Yalom
Desmond Yalom
Victor Yalom
Je besser wir uns selber kennen, desto besser wird unser Leben.
Wenn wir Probleme bekommen, hat das oft mit Teilen unserer Selbst zu tun,
die wir nicht kennen.
– Zitat aus “Yalom’s Cure”
Irvin D. Yalom wächst in den 30er Jahren als Sohn einer jüdisch–russischen Emigrantenfamilie auf. Die Eltern führen in Washington DC, mitten in einer schwarzen Nachbarschaft, ein Lebensmittelgeschäft, später einen Spirituosenladen.
Der Laden von Irvins Vater Benjamin und seiner Motter Ruth hat immer offen, die beiden arbeiten hart. Das Quartier ist rauh und unsicher. Irvin wagt sich nicht zum Spielen auf die Strasse. Stattdessen radelt er zur Washingtoner Zentral-Bibliothek und liest alles, was ihm in die Finger kommt – Sachbücher und Literatur. Damals kommt er zur Überzeugung, dass einen Roman schreiben das Beste ist, was ein Mensch in seinem Leben tun kann.
Die Eltern sind aus dem Schtetl Seltz im heutigen Weissrussland eingewandert. Sie verkehren ausschliesslich in der „Seltzer-Society“, im engen Kreis der jüdischen Familien aus ihrem Herkunftsdorf. „Ich war ein Outsider“, sagt Yalom, „ich wollte Teil der Kultur der neuen Welt werden.“
Marilyn Koenick ist 14, Irvin Yalom 15, als sich die beiden an der Junior Highschool kennenlernen. Im Gegensatz zu ihm ist sie ein integriertes, fröhliches Mädchen. Die Gemeinsamkeit ist die Liebe zu Büchern. «Ich wettete schon mit 16 mit einem Kollegen, dass ich sie einmal heiraten werde“.
Irvin geht an die George Washington Universität, lebt weiterhin zuhause und studiert Tag und Nacht, damit er zur medizinischen Fakultät zugelassen wird. In den 50er gibt es für Juden an amerikanischen Universitäten eine Sperrklausel von 5 Prozent pro Klasse. Er nimmt die Hürde und studiert mit einem Stipendium an
der ‹Boston University Medical School›.
In der Zwischenzeit studiert Marylin am Wellesley College in Massachusetts und an der Sorbonne in Paris. Nach ihrem Studienabschluss 1954 heiraten die beiden, drei Jahre später ziehen sie mit ihrem ersten Kind nach New York.
Irvin Yalom, arbeitet am Mount Sinai Hospital als psychiatrischer Assistenzarzt. Marilyn Yalom bekommt ihr zweites Kind und studiert Literatur. 1960 wechselt Irvin Yalom nach Baltimore und arbeitet am John Hopkins Hospital in den Bezugssystemen der psychoanalytischen Theorie. Marylin schreibt ihr Doktorat in Vergleichender Literaturwissenschaft und bekommt ein drittes Kind.
Ich arbeite nicht gerne mit Patienten, die verliebt sind. Vielleicht ist es Neid.
Auch ich sehne mich nach dem Zauber der Verliebtheit. Vielleicht weil Verliebtheit und Psychotherapie im Grunde unvereinbar sind. Der gute Therapeut bekämpft die Dunkelheit und und sucht Erleuchtung, während die romantische Liebe alles verklärt und genauer Prüfung nicht standhält. Ich hasse es, der Henker der Liebe zu sein.
– Zitat aus “Yalom’s Cure”
Während seiner Ausbildung zum Psychiater ist Irvin Yalom mit zwei Ansätzen konfrontiert: dem biologisch-psychologischen und dem psychoanalytischen. Beide Ansätze überzeugen ihn nicht. Yalom macht zwar selber eine dreijährige Analyse. Er kommt aber zur Überzeugung, dass die Psychoanalyse in der reinen Form ihrer therapeutischen Praxis nicht tauglich ist, dass Patienten nicht nur kluge Deutungen brauchen, sondern vor allem tiefe, menschliche Zuwendung.
Er wendet sich philosophischen Studien zu, studiert die Philosophen, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wie wir leben sollten , und beginnt auf dem Feld der existentiellen Psychotherapie zu forschen. Gleichzeitig wendet er sich der Theorie der „Interpersonellen Beziehungen“ zu und setzt sie in seiner Pionierarbeit auf dem Feld der Gruppentherapie um.
Zu Beginn der 60er Jahre leistet Irvin Yalom nach dem Studium den obligatorischen Militärdienst als Captain und Psychiater in einem Militärhospital auf Hawaii. Marylin unterrichtet dort an der Universität. Dann wird Irvin Yalom von der Stanford-Universität rekrutiert und beginnt seine lange Karriere als Professor der Psychiatrie. 1969 kommt das vierte Kind zur Welt.
Mit 40 publiziert Irvin Yalom sein einflussreiches Lehrbuch “Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie”, das bis heute als Standartwerk gilt. Es wurde 2010 in 12 Sprachen in der 5.Auflage neuaufgelegt. Das Lehrbuch enthält Geschichten aus Yalom’s Praxis. Sie machen anschaulich, wie sich in empathisch geleiteten Gruppen die zwischenmenschlichen Probleme, an denen die Teilnehmer leiden, wie unter dem Vergrösserungsglas zeigen und so erkannt und verändert werden können.
Dann wendet er sich seinem existentiellen Interesse zu und beginnt als Erster, mit Krebspatientinnen zu arbeiten, die durch methastasierenden Brustkrebs dem Tode geweiht sind. Einige der Patientinnen lernen durch die Begegnung mit dem Tod, ihr Leben intensiver zu leben. Nie wird er die Patientin vergessen, die sagte: „Wie schade, dass ich erst jetzt, wo ich von Krebs zerfressen bin, gelernt habe, zu leben.“
Die Arbeit mit den Krebspatienten gewährt Yalom tiefe Einsichten in das, was Menschen existentiell bewegt. Und sie wühlt ihn auf. In den 80er Jahren widmet er sich ganz diesemThema.. Auch dieses zweite Lehrbuch mit dem Titel ‹Existentielle Psychotherapie› wird zum Klassiker. Es ist soeben in vielen Sprachen neu aufgelegt worden.
Liebe ist mehr als ein Ausbruch von Leidenschaft zwischen zwei Menschen. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen Verliebtsein und Lieben. Wenn man liebt und nicht einfach verliebt ist, versucht man so zu leben, dass man im Anderen immer wieder Neues zum Leben erwecken kann.
– Zitat aus “Yalom’s Cure”
‹Existentielle Psychotherapie› ist für Yalom keine eigene ideologische, psychotherapeutische Schule. Vielmehr will er die Sensibilität aller Therapeuten für die existentiellen Dinge erhöhen. Für Yalom sind die inneren Konflikte, die uns peinigen, nicht nur auf triebhafte Leidenschaften zurückzuführen, oder auf Bruchstücke traumatischer Erinnerungen, sondern immer auch auf unsere Konfrontation mit den schwierigen Grundbedingungen menschlicher Existenz: Tod, die Suche nach Sinn, Isolation und Freiheit.
Obwohl uns diese existentiellen Herausforderungen immer begleiten, sagt Yalom, gäbe es sehr viele Patienten, die akute Probleme mit ihren Beziehungen haben. Er hat im Verlaufe seines Therapeuten-Lebens viele Menschen getroffen, die nicht fähig sind, nährende, erfüllende dauerhafte Beziehungen zu anderen aufzubauen, obwohl gerade das die Grundlage für ein erfülltes Leben sei. „Was heilt“, sagt Yalom, „ist letztlich die Beziehung“. In seiner Arbeit legt er deshalb grossen Wert darauf, mit seinen Patienten eine empathische, tiefe Bindung aufzubauen.
Nach seinen Lehrbüchern wandte er sich in den 90er Jahren einer neuer Art, zu Lehren zu: Durch Geschichten Romane. Die Liebe und ihr Henker, seine erste Geschichtensammlung, wurde zum „New York Times –Bestseller“ und wurde in 30 Sprachen übersetzt.
Therapeuten müssen eine authentische, wahrhaftige Beziehung zu ihren Patienten aufbauen. Diese Beziehung der Intimität und Verbundheit dient diesen später als Modell für die anderen nahen Beziehungen in ihrem Leben.”
– Zitat aus “Yalom’s Cure”
Das gab ihm den Mut, seinen alten Traum zu verwirklichen und einen Roman zu schreiben. ‹Und Nietzsche Weinte ›wurde auf Anhieb zum Welt-Bestseller mit 5 Millionen verkauften Expemplaren. Der Roman wurde von der Stadt Wien zum „Buch des Jahres“ gekrönt und tausendfach an die Bevölkerung verschenkt. Es folgten ‹Die rote Couch›, ‹Die Schopenhauer-Kur›, und ‹Das Spinoza-Problem›. 2015 wird sein neuer Band mit Geschichten aus der Psychotherapie erscheinen: ‹Creatures of a Day›, auf deutsch ‹Denn alles ist vergänglich›.
In seinen Romanen und Geschichten, die er als „Teaching Narratives“ bezeichnet, verbindet er psychotherapeutische Erfahrung, Philosophie und historische Forschung zu packenden, tiefgründigen Geschichten. Die Botschaft ist immer die Selbe: Es lohnt, sich, den Versuch zu wagen, sich selbst auf die Spur zu kommen und alte Muster zu durchbrechen.
Irvin und Marylin Yalom haben im Juni 2014 den 60. Hochzeitstag gefeiert. Sie hatten in ihrem Leben und in ihren Karrieren schwierige Zeiten, aber, sagt Irvin, „wir haben nie aufgehört, uns zu lieben und zu respektieren.“ Marylin ist ihren eigenen akademischen Weg gegangen, zuerst als s Professorin für französische Literatur am California State College, und später als Leiterin des „Clayman Institute for Gender Research” an der Stanford Universität, einem Forschungsinstitut mit feministischer Ausrichtung. Zu ihren in viele Sprachen übersetzten Werken gehören: Blood sisters: The French Revolution in Women s Memory, A History of the Wife, Birth of the Chess Queen, Eine Geschichte der Brust und zuletzt: Wie die Franzosen die Liebe erfanden. Im Moment schreibt sie an einem Buch über Frauenfreundschaften.
Eine wichtige Rolle spielen in Irv und Marylin Yaloms Leben die gemeinsamen Kinder und die Kindeskinder, die alle noch immer in ihrer kalifornischen Nachbarschaft wohnen. Die älteste Tochter Eve Yalom arbeitet als Gynäkologin in Berkley, Reid Yalom ist Fotograph und Weinbauer in Mill Valley , Victor Yalom arbeitet als Psychologe in San Francisco und betreibt einen Internetvertrieb für Videos, die sich mit Psychotherapie befassen während der jüngste Bruder, Ben Yalom, als Schauspieler und Regisseur die freie Theatertruppe „Foolsfury“ in San Francisco leitet.
Irvin D. Yalom’s Werk
Irvin D.Yalom, Bestseller-Autor und populärer Wissenschafter, ist einer der einflussreichsten lebenden Psychotherapeuten. Dr.Yalom hat weltweit Millionen von Büchern verkauft, Kritiker beschreiben ihn als bewusstseinsverändernd, erstaunlich, inspirierend, fesselnd und lebensverändernd. Neben seinen Bestsellern Die Schopenhauer-Kur, Die rote Couch und Die Liebe und ihr Henker hat er Lehrbücher und Geschichten aus der Psychotherapie geschrieben, die allesamt zu Klassikern geworden sind. “Und Nietzsche weinte” war ein Bestseller in Deutschland (1 ,5 Million verkaufte Exemplare), Israel, Griechenland, Türkei, Holland, Argentinien und Brasilien, Sein neues Buch mit Geschichten aus der Psychotherapie, Creatures of a Day wird im Winter 2014 auf englisch, und im Frühling 2015 unter dem Titel Denn alles ist vergänglich auf deutsch erscheinen.
Geschichten aus der Psychotherapie und Romane | Nonfiction / Lehrbücher |
Anmerkung der Regisseurin
Der Tod meines Vaters vor 13 Jahren war für mich ein Weckruf. Damals wurde mir bewusst, dass auch ich nur ein Leben habe, dass dieses Leben ein Ende haben wird, und dass ich das Beste aus diesem Leben machen sollte.
Bloss: wie oft stehen wir uns, gerade wenn es um Beziehungen, um die Liebe geht, selbst im Weg. Wie oft wiederholen wir zwanghaft dieselben Muster, wie oft reagieren wir auf eine Art und Weise, die uns selber nicht verständlich ist. Wie oft quälen wir uns mit widersprüchlichen Gedanken und Gefühlen. Wie oft handeln wir entgegen unserem Besten und dem Besten der Anderen.
Ich empfand es als grosse Herausforderung, ein Leben in der Gegenwart zu führen, das nicht von Verletzungen der Vergangenheit bestimmt wird, und nicht von Ängsten vor der Zukunft. Eine analytische Psychotherapie und die Lektüre von Yalom’s Büchern halfen mir auf der Reise zu mir selbst.
Mein Einstieg in Yalom’s Welt war «Die Liebe und ihr Henker. Zehn Fallgeschichten aus der Psychotherapie». Im Vorwort beschreibt Yalom eine Gruppenübung, bei der er Männer und Frauen, «keineswegs verzweifelte, hilfsbedürftige, sondern durchwegs erfolgreiche, lebenstüchtige Leute» aufforderte, sich gegenseitig immer wieder eine einzige Frage zu stellen: «Was willst Du?»
‚Ich will Dich wiedersehen.‘ ‚Ich will Deine Liebe.‘ ‚Ich will, dass Du stolz auf mich bist.‘ ‚Ich will, dass Du weißt, wie sehr ich dich liebe und wie leid es mir tut, dass ich Dir das nie gesagt habe.‘ ‚Ich will, dass Du zurückkommst – ich bin so einsam.‘ ‚Ich will endlich die Kindheit erleben, die ich nie hatte.’ ‚Ich will wieder gesund, wieder jung sein.‘ ‚Ich will meinem Leben einen Sinn geben.‘
So viele Wünsche. So viele Sehnsüchte. Und so viele Schmerzen, die binnen weniger Minuten hervorbrechen. Allgegenwärtige Schmerzen, Schmerzen, die ständig unter der Membrane des Lebens schlummern. Schmerzen, die man nur allzu leicht aufrührt.»
Letztlich, sagt Yalom, ist es eine Frage der gesellschaftlichen Bedingungen, der persönlichen Prägung und der finanziellen Mittel, ob jemand in eine Therapie geht. Das Leiden am Leben hingegen ist universell. Vor der Frage, wer wir sind, vor der Frage, was uns eigentlich an- und umtreibt, vor der Frage, was das Alles für einen Sinn macht, stehen wir Alle, immer wieder.
Mit ‹YALOM’S CURE› wollte ich einen Film machen, der beim Publikum eine ähnlich kathartische Wirkung entfaltet, wie sie die Lektüre von Irvin Yalom’s Büchern auf mich gehabt hat – einen Film, der die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu inspiriert, nie die Neugier auf sich selbst zu verlieren.
– Sabine Gisiger
Sabine Gisiger wurde 1959 in Zürich geboren, studierte Geschichte in Zürich und Pisa und schloss das Studium 1988 mit einer Dissertation über die Geschichte der Dienstmädchen ab.
1989 liess sie sich am Schweizer Fernsehen zur Fernsehjournalistin ausbilden und arbeitete danach jahrelang als Reporterin im In- und Ausland.
Seit 1990 realisiert Sabine Gisiger als freie Filmschaffende Dokumentarfilme. 2000 erregte ihr Dokumentarfilm DO IT, den sie gemeinsam mit Marcel Zwingli drehte, internationales Aufsehen und erhielt 2001 den Filmpreis für den besten Schweizer Dokumentarfilm.
2005 hatte sie mit den Kinofilmen GAMBIT und 2010 mit GURU – Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard (Co-Autor Beat Häner), beide für den Schweizer Filmpreis nominiert, weitere internationale Erfolge.
Seit 2002 unterrichtet sie als Dozentin für Dokumentarfilm an der ZHDK Zürich (Masterklasse), und an der Hochschule Luzern Design&Kunst.
Seit 2012 ist Sabine Gisiger Mitglied der eidgenössischen Filmkommission.
2014 |
FRIEDRICH DÜRRENMATT – IM LABYRINTH TV Dokumentarfilm SRF / RSI / RTS / ARTE, 52 min. |
2014 |
YALOMS CURE (Kino-Dokumentarfilm, 77min.) 2011 LA VOCE IN BELLEZZA (TV Dokumentarfilm, SF / ARTE 52 min.) |
2010 |
GURU – BHAGWAN, HIS SECRETARY & HIS BODYGUARD (Kino-Dokumentarfilm, zusammen mit Beat Häner, 102 min) |
2007 | YA SHARR MOUT (TV Dokumentarfilm, 70 min.) |
2005 | GAMBIT (Kino-Dokumentarfilm, 107 min.) |
2003 | HOMELAND (TV Dokumentarfilm, 52 min.) |
2000 |
DO IT (Kino-Dokumentarfilm, zusammen mit Marcel Zwingli, 97 min.) |
1996 | LEBEN IM HIP HOP (TV Dokumentarfilm, NZZ format, 25 min.) |
1995 | MOTOR NASCH (Kino-Dokumentarfilm, zusammen mit Marcel Zwingli, 90 min.) |
1990 | DIE LETZTE JAGD (TV Dokumentarfilm, zusammen mit A. Hössli, SF DRS, 50 min.) |